Loslassen, wie geht das?
Als ich zum ersten Mal, vor Jahren, dieses Wort hörte,
wusste ich überhaupt nicht, was damit gemeint war.
Was tut man denn dann, wenn man loslässt?
Was passiert da im Außen, im Innen?
Für vieles gibt es klare Anleitungen.
"Legen Sie sich bequem hin, atmen sie dreimal tief ein und
aus und dann...!", aber für das Loslassen hab ich Jahre keine einzige,
konkrete, wirkliche Anleitung gefunden. Phänomenal.
Es scheint, im esoterisch, spirituellen Bereich
das Mystifizieren von Begriffen sehr modern zu sein.
Warum sagt denn nicht mal einer klipp und klar,
wie das geht und was es damit auf sich hat?
Ich versuche das mal*g;-)
Gesellschaftlich werden wir so erzogen, dass wir die Dinge festhalten müssen, damit wir sie bekommen
und behalten können. Wir müssen uns einen Beruf erobern, wir müssen an unserer ersten romantischen Liebe
festhalten, damit sie nicht von jemand anders weggeschnappt wird, wir müssen kämpfen, wenn wir etwas wollen
und es verteidigen, sonst kommt jemand und nimmt es uns wieder weg!
Schließlich ist es ja in der Natur auch so. Die Tiere nehmen anderen etwas weg und
wer nicht schnell genug ist, verliert sein Revier, oder wird selbst gefressen.
Das Leben ist hart und wenn man nicht fit bleibt, leidet man,
weil man seine Bedürfnisse nicht genügend befriedigt bekommt.
Es ist halt nicht genug da für alle!
In der Natur ist das auch so: wer zu spät kommt, geht leer aus und leidet oder stirbt.
Also muss uns auch immer die Angst beherrschen und sie tut es oft auch.
Werden wir genügend Geld haben?
Werden wir eine schöne Wohnung haben?
Werden wir mit einem Partner auch endlich mal glücklich?
Verlässt er mich, oder liebt er mich noch genug, damit er bleibt?
Werde ich gesund bleiben?
Kann ich mir das auch leisten, oder muss ich mir ein schönes Leben, aufgrund von Geldmangel, versagen?
Werde ich auf der Ersatzbank sitzen und gesellschaftlich geschmäht vor mich hinleben müssen,
unglücklich und unbeachtet?
Wie bekomme ich ein schönes Leben?
Ich muss mich schöner machen, abnehmen, neue Kleidung kaufen,
mehr lächeln und überhaupt auf mein Auftreten achten!
Ich muss mehr aus mir machen, damit ich auch Erfolg habe.
Immer muss man etwas machen und es gibt viele Angebote, aber was ist das Richtige?
Jeder erzählt uns, sein Angebot sei das richtige, um wieder wie 20 auszusehen,
sich rundrum glücklich zu fühlen und sein Leben in Schwung, Glück und voller Liebe zu meistern!
Nur... das kostet eine Kleinigkeit*g
Ja und oft scheitern wir.
Erreichen unsere Ideale und Vorstellungen, wie wir zu sein haben, überhaupt nicht.
Sind dann unglücklich, enttäuscht, vielleicht sogar depressiv.
Manche geben dann auch auf und sagen sich dann:
"Wenn das alles eh nichts nützt, kann ich auch gleich so weiter machen, wie bisher!"
Manche kommen aber auch an den Punkt, sich zu fragen, was sie falsch machen
und wie das Leben besser funktioniert und oft kommen wir dann zu dem Wort "Loslassen".
Dieses sagenumwobene Loslassen, aber wie geht das, ganz konkret, ganz alltagspraktisch,
ohne Mystifizierung und kryptischen Rätseln, um diese weise Gabe,
die wohl nur wenigen Menschen wirklich gegeben ist?
Ich beschreibe es mal etwas einfacher:
Es gibt zwei Zustände, in denen Sie ihr Leben leben können.
1. der Zustand des Festhaltens und
2. der Zustand des Loslassens.
Wir können diese Zustände im Körper spüren, denn sie erzeugen unterschiedliche Empfindungen.
Das Festhalten fühlt sich im Körper auch als Enge an, es ist unangenehm.
Spürbar ist es z.B., wenn jemand anruft, der uns nicht gut tut.
Wir spüren eine Enge in uns und übergehen dieses Gefühl oft und tun trotzdem das, was wir wollen.
Wir merken aber recht schnell, dass es nicht gut war, was wir getan haben, weil es uns nicht gut geht.
Dieses Gefühl begleitet uns bei allen Handlungen und wir können jederzeit aufmerksam sein und spüren,
was gut für uns ist, bei allem was wir tun.
Der Zustand des Loslassens fühlt sich genau gegenteilig an.
Wir fühlen uns innerlich weit, es beginnt in uns zu fließen, wir fühlen uns freier, leichter, froher.
Sobald uns dieses Gefühl begleitet, ist es richtig was wir tun. Es tut uns gut.
Durch Übung kann man mit diesen Gefühlen experimentieren und immer besser herausfinden,
wie es sich anfühlt, etwas Wohltuendes zu tun, oder etwas, was uns nicht gut tut.
Wenn wir z.B. Liebeskummer haben und die ganze Zeit daran denken, spüren wir unangenehme Gefühle.
Wir haben immer weniger Energie.
Wir drehen uns im Kreis und wenn wir uns dann auch noch ausmalen,
wie der andere gerade glücklich mit der/dem Neuen im Bett liegt, ist es ganz um uns geschehen.
Am liebsten würden wir gleich losgehen und da mal richtig aufräumen*g
All das ist begleitet von sehr unangenehmen Gefühlen. Uns geht es schrecklich!
Sobald wir aber entscheiden, wieder still zu werden, einfach da zu sein, alles einfach fließen zu lassen,
das gedankliche Festhalten akzeptieren, alles so annehmen, wie es gerade ist, spüren wir auch wieder,
wer wir sind.
Wir fühlen unsere Impulse, wenn wir still werden und uns die Zeit nehmen,
zu fühlen und uns ganz so sein zu lassen, wie wir gerade in dem Augenblick sind.
Wir fühlen wieder, welche Impulse Enge in uns auslösen und welche Weite.
Wir folgen den Impulsen, die uns frei fühlen lassen und wir merken,
dass wir wieder mehr Energie bekommen und sofort geht es uns besser.
Wenn wir zurückfallen in alte Muster, gehen wir wieder in den Zustand der Akzeptanz und des Fließenlassens,
bis wir spüren, dass wir wieder den uns weitenden Impulsen folgen können.
Am Anfang mag das schwierig sein, man wird aber immer besser.
Schwierig ist es, die Energie oben zu halten.
Oft kommen wir an Punkte, wo wir das nicht schaffen.
Wir können es aber immer wieder neu versuchen, bis wir es geschafft haben.
Es ist auch völlig ok, nicht immer in diesem Zustand zu sein,
zumal wir das zu Anfang sowieso sehr wahrscheinlich nicht schaffen.
Wir werden auch wieder Dinge tun, obwohl wir spüren, dass sie uns nicht gut tun,
aber wir können entscheiden, immer wieder achtsam auf unsere Gefühle zu sein und danach zu handeln.
Die Technik ist einfach, die Umsetzung manchmal schwer, es lohnt sich aber immer!
Nicht aufgeben!:-)
Oft denken wir, wir müssten festhalten, weil wir meinen,
wir würden damit magisch Einfluß nehmen auf die Situation.
Wenn wir z.B. dringend Geld brauchen und am nächsten Tag eine hohe Rechnung bezahlen müssen,
können wir uns nicht vorstellen, wie das gehen soll, nicht mehr daran zu denken, weil wir glauben,
uns würde es um so härter treffen,
wenn wir nicht ständig an dem Thema gedanklich und gefühlsmäßig festhalten.
Es würde uns dann plötzlich von hinten überfallen und durch die Offenheit und Entspannung,
würde es uns noch härter treffen.
Es ist Übungssache, wie gelassen und vertrauend auf sich selbst, man leben kann.
Am Anfang wird man vielleicht nicht unbedingt sehr schwere Themen so angehen,
sondern bei einfachen Entscheidungen üben.
Das Vertrauen wächst aber und man wird immer mutiger.
Es ist eine Frage der Selbstliebe, ob man sich quält, oder immer mehr vertraut,
dass die Dinge zum eigenen Wohle geschehen, wenn wir nichts mehr tun,
was Widerstand in uns spürbar werden lässt.
Loslassen bedeutet, alles fließen zu lassen, bis wir spüren,
uns weitenden Impulsen folgen zu können und dies auch tun.
Das mag z.B. sein, dass man endlich die Küche aufräumt, obwohl man den ganzen Morgen gegrübelt hat,
weil man den Impuls wieder spürt, was gerade dran ist.
Also nicht der Kopf entscheidet, was dran ist,
so nach dem Motto: "Ich muss schon seit Tagen die Küche aufräumen,
also mache ich jetzt etwas Sinnvolles und tue es endlich, dann hört das Grübeln auch auf!",
sondern: "Ich spüre den Impuls, die Küche aufzuräumen, als befreiendes und weitendes Gefühl,
also folge ich dem!".
Wenn ich den Impuls spüre, einfach auf dem Sofa sitzen zu bleiben, tue ich auch das!
Wenn ich keine Lust habe, auf meine Gefühle zu hören, kann ich das genauso tun, ich weiß aber dann,
dass es keine guten Konsequenzen für mich hat.
Es ist meine bewusste Entscheidung.
Wenn ich es noch nicht genug schaffe, den weitenden Impulsen zu folgen und mich darüber ärgere,
ist das auch ok! Annehmen was ist, wie Du gerade bist, voll und ganz.
Zu Anfang stolpert man, aber man wird immer geschmeidiger;-)
Es darf alles sein, wie es ist und je mehr wir das so leben können, desto freier werden wir.
Unser Leben wandelt sich und immer mehr Erfüllendes kommt auf uns zu.
Dadurch, dass wir die Dinge annehmen, uns selbst, andere Menschen, wie sie sind, werden wir frei,
weit und leicht, das zu tun, was uns gut tut und wenn wir uns einen Liebesdienst erweisen,
tun wir das immer für alle, denn was sollte der andere davon haben, wenn er sich nur gut fühlt,
wenn wir uns selbst nicht lieben?
Das kann ja keine Lösung sein.
Loslassen macht dich frei, gibt dir mehr Energie und Selbstliebe und setzt auch alle anderen frei,
wenn Du nicht mehr festhälst und Du übst das so lange, bis Du es verstanden hast.
Denk daran, wenn es dir schwer fällt, dass es nur deine Vorstellung ist, die es so schwer macht,
die dich so verletzt, denn wir haben die Vorstellung von Verlust, von Leid und Schmerz,
dem ist aber gar nicht so.
Wenn wir loslassen, bekommen wir Besseres, denn in diesem weiten Zustand kommt natürlich Gutes auf uns zu,
was in dem Festhaltemodus nicht möglich ist, weil durch diese Enge nichts Gutes kommen kann.
Wir haben die Vorstellung, das, was wir festhalten, unbedingt zu brauchen, aber wenn es nur bei uns ist,
weil wir festhalten, ist es gar nicht gut für uns.
Denn was sollte Gutes in unser Leben kommen, wenn es nur durch Enge, wenig Energie und Angst bleiben kann?
Das kann doch keine Lösung sein.
Wenn etwas bei uns bleibt, oder jemand, wenn wir uns weit, frei und energievoll fühlen,
dann tut es uns richtig gut.
Wir fühlen uns eh schon gut und dann kommt auch noch etwas Schönes oben drauf
und wir sind unbeschreiblich glücklich und der andere in dieser Situation auch.
Im Festhaltemodus geht es dir nicht gut und wie soll dann der andere mit dir glücklich werden?
Das ist falsches Glück, was viel Energie kostet und das hälst Du auf Dauer nicht durch.
Du kannst es im Kleinen üben und die Erfahrung machen, dass es funktioniert.
Dann wirst Du schon Erleichterung haben und dich immer mehr trauen,
auch bei großen Themen in den Loslassmodus zu gehen.
Viel Erfolg dabei.